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Gemeinsames Lernen 09.2020:

Das Ball-Point-Game
(Corona-Hamster-Variante)

Hallo liebe Lernreisende,

beim heutigen Beitrag dreht sich alles rund um das Spielen.

Als Supplement zu diesem Beitrag geben wir euch die Anleitung für ein agiles Spiel an die Hand: Das Ball-Point-Game in einer Hamster-Variante, die es auch erlaubt, das Spiel in einem Präsenztraining unter Corona-Bedingungen einzusetzen.

Vorher jedoch ein paar Gedanken und Impulse aus meiner Erfahrung zum Einsatz von Spielen in Workshops und Trainings:

Was zunächst wenig angebracht scheint für so etwas Wichtiges und Ernstes wie Arbeit, ist für mich eines der effizientesten Instrumente für Trainings und Workshops.

Wir leben in einer komplexen Welt und die beste Strategie, um sich darin besser zurecht zu finden ist es, die eigene Komplexität ebenfalls zu erhöhen. Dazu ist es wichtig, kontinuierlich zu lernen. Spielerische Formate wie z.B. Simulationen und Rollenspiele erlauben uns vielfältige Situationen zu durchleben und damit unseren Erfahrungshorizont zu erweitern. In der tatsächlichen Situation fällt es uns dann leichter, einen kühlen Kopf zu bewahren, statt unserem Reptiliengehirn die Steuerung zu überlassen. Zudem erlaubt die Abstraktion im Spiel, dass wir uns zunächst von dem konkreten Problem lösen und damit offener für neue Denkweisen und Lösungen sind.

 

Wichtig bei dem Einsatz von Spielen sind neben der Spielsituation selbst, die anschließende Reflexion und der Transfer in den Alltag. Was passiert nun in den einzelnen Phasen?

  • Beim Spiel selbst können Situationen abstrakt erlebbar gemacht werden, seien es Prozesse und Arbeitsweisen oder die Kommunikation und das Verhalten untereinander. Durch das eigene Erleben wird die Erfahrung stärker und ganzheitlicher verankert als durch einen rein inhaltlichen Impuls wie z.B. bei einem Vortrag.
  • In der anschließenden Reflexion des Spieles erlebe ich häufig eine große Offenheit in der Diskussion. Auch das eigene Verhalten wird dabei kritisch reflektiert. Würde man hier eine reale Situation aufgreifen, käme es schneller zu Fingerpointing und Anschuldigungen, die dann zu einer Blockadehaltung führen. Das Spiel erlaubt viele dieser Rahmendbedingungen zunächst auszublenden (Wichtig an dieser Stelle: Das Spiel soll eine Situation nicht weichspülen oder von tatsächlichen Problemen ablenken. In vielen Fällen sind spielerische Einstiege sehr geeignet, den Boden für eine wichtige Auseinandersetzung zu bereiten und eine kooperative und vertrauensvolle Basis zu schaffen, um sich mit kritischen Themen dann in weiteren Schritten auseinanderzusetzen).
  • Nach der Reflexion ist der Transfer in den Alltag der Beteiligten der nächste wichtige Schritt. Hier zeigt sich abermals ein besonderer Vorteil von Spielen. Bei der Reflexion der abstrakten Spielsituation schildern die Teilnehmenden zumeist wertfrei ihre Erfahrungen und Eindrücke. Mit wertfrei ist an dieser Stelle gemeint, dass Beziehungen und Restriktionen aus dem Alltag zunächst nicht mit einfließen. Da Menschen nun einmal danach streben, möglichst widerspruchsfrei zu sein, ist eine in der Spielsituation getroffene Aussage damit eine etablierte Referenz im Hinblick auf den Transfer in den Alltag. Natürlich gibt es immer wieder auch pauschalisierende Aussagen wie: „Das ist ja ganz nett, aber bei uns geht das nicht…“. Hier heißt es dann, den Einwand ernst zu nehmen aber am Ball zu bleiben („Wäre es denn wünschenswert, wenn es anders wäre?“, „Was wäre der Vorteil?“, „Was braucht es denn, damit es umgesetzt werden kann?“, „Was sind die 15% in denen Sie frei agieren können, um das umzusetzen?“…).

Diese kurze Übersicht soll auch zeigen, dass es mit dem Spiel alleine nicht getan ist. Ohne Reflexion und Transfer in den eigenen Alltag sind Lerneffekte nicht zu erwarten.

Leider habe ich schon häufig lieblos facilitierte Spiele erlebt, die letztlich ohne Mehrwert für die Beteiligten waren. Für beides bedarf es guter Fragen. Das ist umso bedauerlicher, weil gerade solche Erfahrungen dazu führen, das Spiel als Spielerei und damit als Zeitverschwendung abzutun. Eine schöne Fragensammlung bietet hier der Debriefing Cube von Julian Kea (www.thedebriefingcube.com) [Werbung: unbezahlt und freiwillig].

Der allerwichtigste Aspekt bei dem Einsatz eines Spieles ist allerdings ein klares Ziel, welches man mit dem Einsatz des Spieles erreichen möchte. Dieses entscheidet darüber, welches und ob ein spielerisches Format eingesetzt werden sollte. Es ist wichtig bei der Vorbereitung immer wieder auf eben dieses Ziel zu referenzieren, um nicht daran vorbeizuplanen.

Einfach nur Spaß zu haben, gemeinsam zu lachen und zusammen ein positives Erlebnis zu teilen ist dabei ein ebenso legitimes Ziel 😉

Wer mehr spielen möchte findet im Internet auch zahlreiche Gruppen zu dem Thema. Unter anderem gibt es von mir eine Xing-Gruppe „Spielend begreifen – get it through games“.

Euer,

Oliver Kruth
(Visual Facilitator; Lego® Serious Play® Facilitator, Trainer, Mediator, Coach)


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